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Warum zeigen meine Monitore nach der Kalibrierung unterschiedliche Bilder an?
Posted by Raphael Graf on 02 April 2015 10:16 AM

Bei einer Sichtprüfung werden zwei nebeneinander stehende Monitore niemals exakt übereinstimmen. Selbst, wenn Typ, Marke und Modell übereinstimmen, weisen zwei verschiedene Anzeigegeräte stets kleine Unterschiede auf, die sich im direkten Vergleich leicht erkennen lassen, bei einer Betrachtung des jeweils einzelnen Monitors jedoch vernachlässigbar gering sind.

Ein Vergleich zwischen einem CRT- und einem LCD-Monitor fällt aufgrund der in der Anzeigentechnik inhärenten Unterschiede noch schlechter aus. Bei einem direkten Vergleich zwischen CRT und LCD wird der LCD-Monitor stets heller und kontrastreicher wirken. Dies liegt darin begründet, dass die Spitzen-Luminanz eines LCD-Monitors üblicherweise bei etwa dem Doppelten der Luminanz eines CRT-Monitors liegt, selbst wenn beide Monitore auf gleiche Gamma- und Weißpunktwerte kalibriert werden.

Dieser Effekt wird zudem noch dadurch verstärkt, dass die menschliche Farbwahrnehmung, man könnte sie auch als organisches Auge-Gehirn-Colorimeter bezeichnen, einen wahrgenommen Unterschied mitunter sehr eigen interpretiert. Wenn zwei Geräte beispielsweise gleiche Farbwerte, doch unterschiedliche Luminanz aufweisen, wird zusätzlich ein Farbunterschied wahrgenommen. Werden dementsprechend ein CRT- und ein LCD-Monitor auf gleiche Gamma- und Weißpunktwerte kalibriert und nebeneinander aufgestellt, scheinen sie aufgrund der Tatsache, dass der LCD-Monitor doppelt so hell ist, unterschiedliche Farben aufzuweisen – auch, wenn ein Messgerät identische Farbwerte misst.

Das menschliche Auge weist zudem eine weitere wichtige Eigenschaft auf, die Gewöhnung. Wenn Sie beispielsweise von einem mit Glühbirnen beleuchteten Raum in einen mit Leuchtstoffröhren beleuchteten Raum gehen, werden Sie anfangs einen blauen Farbstich und möglicherweise eine gesteigerte Helligkeit wahrnehmen. Nach einigen Minuten gewöhnt sich das Auge jedoch an das neue Umfeld und Sie werden weiße Objekte nur weiß wahrnehmen.

Dieser Gewöhnungseffekt ermöglicht es uns, unterschiedliche Technologien zu benutzen, wie CRT und LCD, und doch dieselbe Bilddatei ähnlich wahrzunehmen. Wenn Sie jedoch zwei verschiedene Monitore nebeneinander aufstellen und zugleich betrachten, kann sich das Auge nicht an beide Geräte gleichzeitig anpassen. Aufgrund der sehr empfindlichen „Vergleichsfunktion“ des menschlichen Auges werden Bilder auf diesen Geräten stets unterschiedlich (in Farbe, Luminanz und Kontrast) aussehen.

Dementsprechend ist ein direkter Vergleich zweier Monitore keine brauchbare Methode zur Bestimmung, ob sie bei einer separaten Nutzung der Monitore ähnliche Ergebnisse erzielen können. Ein besserer Test würde darin bestehen, jeden Monitor in einem anderen Raum aufzustellen und dieselbe Bilddatei (mit derselben Software) anzeigen zu lassen. Betrachten Sie zunächst das Bild auf Monitor 1 und lassen Sie dem Auge Zeit zur Gewöhnung. Betrachten Sie daraufhin das Bild auf Monitor 2 und lassen Sie dem Auge erneut etwas Zeit zur Gewöhnung.

Bei einem solchen Test ist es wichtig, sicherzustellen, dass die betrachtete Bilddatei über ein eingebettetes ICC-Profil verfügt, das den jeweiligen Farbraum präzise festlegt. Stellen Sie zudem sicher, dass die Farbeinstellungen von Photoshop so festgelegt sind, dass das eingebettete Farbprofil verwendet wird und dass jeder Monitor korrekt kalibriert ist und das Kalibrierungsprofil als aktuelles Monitorprofil verwendet wird.


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