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Ich habe gerade zwei Monitore mit demselben Gamma und Weißpunkt kalibriert, aber das Bild sieht unterschiedlich aus. Wie kommt das?
Posted by Larisa Bolli on 01 July 2009 03:14 PM
"Wenn Sie zwei nebeneinander stehende Monitore nach Augenschein vergleichen, scheinen sie grundsätzlich nicht übereinzustimmen. Zwischen zwei Bildschirmen gibt es immer minimale Unterschiede, die sofort auffallen, wenn man sie nebeneinander sieht, die aber vernachlässigt werden können, wenn jeder Bildschirm für sich betrachtet wird. Dies gilt sogar für Bildschirme desselben Typs, desselben Fabrikats und desselben Modells.
Der Vergleich eines CRT- und eines LCD-Monitors fällt wegen der Unterschiede in der Monitortechnologie noch weniger befriedigend aus. Wenn Sie einen CRT- und einen LCD-Monitor nebeneinander sehen, wirkt das Bild auf dem LCD-Monitor grundsätzlich „heller“ und „kontrastreicher“. Dies liegt daran, dass die Spitzenluminanz eines LCD-Monitors normalerweise etwa das Doppelte des Werts eines CRT-Monitors beträgt, selbst wenn Sie beide Monitore auf denselben Gammawert und denselben Weißpunkt kalibriert haben.
Zu allem Überfluss sorgt unser biologisches Auge-Hirn-Kolorimeter (die menschliche Farbwahrnehmung) dafür, dass Unterschiede eines bestimmten Typs als Unterschiede eines anderen Typs registriert werden. Das heißt: Wenn zwei Proben zwar in der Farbe übereinstimmen, sich aber in der Luminanz unterscheiden, wird außer dem Helligkeits- auch ein Farbunterschied wahrgenommen. Wenn Sie daher einen CRT- und einen LCD-Monitor mit denselben Werten für Gamma und Weißpunkt kalibrieren und anschließend nebeneinander aufstellen, scheinen sie die Farben unterschiedlich wiederzugeben, selbst wenn ein Messgerät dieselben Chromazitätswerte ermittelt. Dieser Effekt entsteht darauf, dass der LCD- zweimal so hell wie der CRT-Monitor ist.
Das menschliche verfügt über eine weitere sehr wirkungsvolle Fähigkeit, die so genannte Adaption. Wenn Sie beispielsweise aus einem mit Glühbirnen in einen mit Leuchtröhren beleuchteten Raum gehen, sehen weiße Gegenstände zunächst leicht bläulich und vielleicht auch etwas heller als aus, als sie sind. Nach ein paar Minuten hat sich Ihre Wahrnehmung jedoch auf die neue Umgebung eingestellt und für die „adaptierte“ Wahrnehmung sind weiße Gegenstände einfach weiß.
Dank dieser Adaption können wir dasselbe Bild mit unterschiedlichen Technologien wie z. B. CRT und LCD ansehen und dabei auf ähnliche Weise wahrnehmen. Wenn Sie jedoch zwei unterschiedliche Monitore direkt nebeneinander aufstellen und gleichzeitig betrachten, kann Ihre Wahrnehmung sich nicht an beide gleichzeitig anpassen. Wegen dieser sehr empfindlichen „Vergleichsfunktion“ der menschlichen visuellen Wahrnehmung wirken die Farben, die Luminanz und der Kontrast der beiden Monitorbilder daher immer unterschiedlich.
Der Vergleich der Bilder auf zwei nebeneinander stehenden Monitoren ist daher kein sinnvoller Anhaltspunkt dafür, ob bei einer getrennten Verwendung der Monitore ähnliche Ergebnisse erzielt werden können. Ein geeigneteres Testverfahren wäre, die Monitore in verschiedenen Räumen aufzustellen und (unter Verwendung derselben Software) dasselbe Bild anzeigen zu lassen. Zeigen Sie das Bild dann auf Monitor 1 an und warten Sie, bis Ihre Wahrnehmung sich darauf eingestellt hat. Wiederholen Sie dies mit Monitor 2.
Bei diesem Test müssen Sie sich auf jeden Fall vergewissern, dass die angezeigte Bilddatei über ein eingebettetes ICC-Profil verfügt, in dem ihr Farbraum genau definiert ist. Darüber hinaus müssen Sie sicherstellen, dass in den Farbeinstellungen von Photoshop die Verwendung des eingebetteten Profils festgelegt ist, dass beide Monitore korrekt kalibriert sind und dass Profile für beide Monitore vorhanden und als aktuelle Monitorprofile eingestellt sind."

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